Praxis Dr. med. Klaus Reitberger
Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
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Klassifikation nach ICD-10 | |
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R04.0 | Epistaxis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Beim Nasenbluten (Fachwort auch Epistaxis ἐπί ‚oben‘ σταζω ‚tropfen‘) tritt Blut aus der Nase aus. Es ist in den meisten Fällen nicht gefährlich, kann jedoch in Einzelfällen kaum zu beherrschen oder auch lebensbedrohlich sein. Gefährliche Blutungen stammen meist aus den hinteren Nasenabschnitten (Arteria sphenopalatina). In über 80 % der Fälle ist das Nasenbluten jedoch einfach durch lokale Gefäßverletzungen der vorderen Nasenscheidewand ausgelöst.[1]
Die Ursachen für Nasenbluten sind unterschiedlich. Man unterscheidet Nasenbluten durch örtliche Ursachen von Nasenbluten als Symptom einer Allgemeinerkrankung.
Nasenbluten ist am austretenden Blut aus der Nase zu erkennen. In den meisten Fällen ist es dunkelrot, kann aber auch hellrot spritzend sein (arterielle Blutung). Gelegentlich kann jedoch ein Nasenbluten vorgetäuscht sein, wenn bei starken Blutungen anderer Lokalisation (z. B. Blutung bei Ösophagusvarizen) Blut über die Nase austritt.
Bei arteriellem Nasenbluten besteht die Gefahr des Verblutens (hypovolämischer Schock). Beim Bewusstlosen besteht die Gefahr der Aspiration von Blut, also des Einatmens von Blut in die Luftröhre. Das Verschlucken von Eigenblut ist nicht gefährlich, führt jedoch häufig zu Erbrechen, da Blut als starkes Emetikum wirkt.
Zur Diagnose des Nasenblutens gehört die Messung des Blutdrucks. Bei starken Blutungen soll mittels Blutentnahme der Hämoglobinwert, die Thrombozytenzahl, die Blutungszeit und die Thromboplastinzeit, die partielle Thromboplastinzeit PTT und die Thrombinzeit TZ bestimmt werden, wodurch der Blutverlust quantifiziert und eine Störung der Blutgerinnung ausgeschlossen werden kann. Um den Blutungsort zu bestimmen, kann die Nasenschleimhaut nach lokaler Betäubung und Abschwellung mittels vorderer Rhinoskopie oder Endoskopie inspiziert werden.
Insbesondere bei Kindern mit Nasenbluten gilt, beruhigend auf den Patienten einzuwirken. Der sitzende Patient beugt den Kopf nach vorne, damit das Blut nach vorne aus der Nase fließen kann. Wird der Kopf nach hinten gebeugt, wird das Blut verschluckt und das Ausmaß der Blutung kann nicht beurteilt werden, bei Bewusstseinstrübung besteht die Gefahr der Blutaspiration mit Verlegung der Atemwege. Die Nasenflügel können dann über einige Minuten komprimiert werden, wodurch ein unkompliziertes Nasenbluten aus den vorderen Nasenabschnitten, insbesondere das häufige Bluten vom Locus Kiesselbachi an der Nasenscheidewand, zum Stillstand kommen sollte. Arterielle Blutungen aus den hinteren Nasenabschnitten werden durch Kompression der Nasenflügel nicht beeinflusst, das Blut tritt dann unvermindert durch den Mund aus. Des Weiteren können nasse, kalte Wickel im Nacken dabei helfen, das Nasenbluten zu bekämpfen.
Führen diese Maßnahmen zu keiner Besserung oder treten bedrohliche Symptome auf (großer Blutverlust, lange anhaltendes Nasenbluten, Bewusstseinstrübung des Patienten), ist eine umgehende Behandlung in einer Fachabteilung eines Krankenhauses erforderlich. Sofortige ärztliche Maßnahmen sind insbesondere bei bekannten Blutgerinnungsstörungen, also Störungen in der Hämostase, erforderlich.[2]
Bei HNO-Fachärzten oder im Krankenhaus mit HNO-Abteilung stehen weitere Möglichkeiten der Blutstillung zur Verfügung. Dazu gehören eine Ätzung mit Silbernitrat bei geringem Nasenbluten aus dem Locus Kiesselbachi[3], die vordere oder hintere (Bellocq-Tamponade) Nasentamponade, Elektro-/Laserkoagulation[3], Gefäßunterbindung (Arteria ethmoidalis anterior und posterior, Arteria maxillaris) oder eine interventionelle angiographische Embolisation. Eine bewährte Methode bei Vorerkrankung an Morbus Osler ist der Einsatz eines Nd:YAG-Lasers zur Verödung prominenter Blutgefäße im Bereich des Locus Kiesselbachi.[3]
Weiterhin werden ggf. auch systemische oder lokale Ursachen des Nasenblutens behandelt, um ein erneutes Auftreten zu vermeiden.